In meinem Herbarium habe ich bis jetzt aus der Familie der Süßgräser 26 Gattungen mit 33 Arten aufgenommen. Allerdings kann ich nicht sagen, dass ich diese Pflanzen auch wirklich kenne. In den meisten Fällen ist es nämlich so gelaufen, dass mir, meistens bei einer Exkursion, der Name der betreffenden Art gesagt worden ist und ich diese Pflanzen gar nicht näher bestimmt habe. Mit der kleinen Grasblüte bin ich leider bis heute noch nicht vertraut und kenne die Gräser eigentlich nur von ihrer Erscheinungsform her grob auseinander, wenn ich Glück habe.
Ich weiß, dass man je nach Blütenstand von Ährengräsern, Ährenrispengräsern oder Rispengräsern spricht.
Die folgenden Gräser kenne ich mittlerweile ein bisschen besser:
1. Zittergras / Briza media
2. Wiesen-Knäuelgras / Dactylis glomerata
3. Gewöhnliche Hühnerhirse / Echinocloa crus-galli
4. Haarästige Hirse / Panicum capillare
5. Fuchsrote Borstenhirse / Setaria pumila
6. Blutrote Fingerhirse / Digitaria sanguinalis
7. Schilfrohr / Phragmites australis
8. Rohr-Glanzgras / Phalaris arundinacea
9. Bromus sterilis / Taube Trespe
10. Italienisches Weidelgras / Lolium multoflorum
11. Deutsches Weidelgras, Englisches Raygras / Lolium perenne
12. Brachypodium sylvaticum / Wald-Zwenke
13. Poa annua / Einjähriges Rispengras
1. Das einzige Gras, das in meinem Herbarium von 1969 enthalten ist und das ich zumindest dem Namen nach seit Kindertagen kenne, ist das hübsche Zittergras, Briza media. Das Zittergras ist ein Rispengras.
Das Gewöhnliche Zittergras wächst laut Rothmaler 2011 in den Submediterranen Kalk-Halbtrockenrasen (Mesobromion; V Mesobrom.), in den Kontinentalen Halbtrockenrasen (V Cirsio-Brachypodion; V Cirs.-Brach), in den Gesellschaften des Wirtschaftsgrünlandes
(K Molinio-Arrhenetheretea; K Mol.-Arrh.) und in den planaren bis montanen Borstgrasrasen (V Violion caninae; V Viol. can.)
2. Was ich auch noch sicher kenne, ist das Wiesen-Knäuelgras, Dactylis glomerata. Es ist früher bei uns um's Haus herum gewachsen. Da konnte ich ausgiebig an ihm herumbestimmen. Aber genau genommen erkenne ich es wie das Zittergras einfach an seiner Gesamterscheinung und nicht an Einzelheiten. Auf jeden Fall handelt es sich um ein Rispengras, bei dem die Ährchen am Ende der Rispenäste knäuelig gehäuft angeordnet sind.
Zusammen mit dem Glatthafer ist das Wiesen-Knäuelgras die häufigste Grasart Baden-Württembergs.
Das Gewöhnliche Knäuelgras wächst laut Rothmaler, 2011, in der Ordnung "Frische Wiesen und Weiden" (O Arrhenatheretalia elatioris; O Arrh.), in der Klasse "Basenreiche Trocken - und Halbtrockenrasen" (K Festuco-Brometea; K Fest.-Brom), in der Klasse "Ausdauernde Ruderal-Gesellschaften" (K Artemisietea vulgaris; K Artem.), in der Ordnung "Schlagfluren" (O Atropetalia belladonnae; O Atrop.) und im Verband "Hartholz-Auenwälder" (V Alno-Ulmion; V Alno-Ulm.).
3. Die Gewöhnliche Hühnerhirse, Echinochloa crus-galli ist mit mir von Oberhofen nach Weingarten umgezogen. In Oberhofen kam sie auch schon in meinen Blumenkästen vor. Der Blütenstand ist aus Scheinähren zusammengesetzt, eigentlich handelt es sich um einseitswendigeTrauben.
Die Hühnerhirsen gehören zur Unterfamilie der Panicoideae.
Die Gewöhnliche Hühnerhirse wächst laut Rothmaler 2011 in der Klasse "Acker- und Gartenunkraut-Gesellschaft" (K Stellarietea mediae; K Stell.)
und in der Klasse "Zweizahn-Melden-Ufer-Gesellschaft" (K Bidentetalia tripartitae; K Bid.).
4. Auch die Haarästige Hirse, Panicum capillare ist schon im ersten Sommer auf meiner Dachterrasse aufgetaucht. Zuerst hatte ich keine Ahnung, wozu sich diese haarige Pflanze entwickeln könnte und habe sie beobachtet. Sie hat sich zu einem sehr hübschen Rispengras entwickelt.
Die Haarästige Hirse wächst laut Rothmaler 2011 im Verband "Wege-Rauken-Gesellschaften" (V Sisymbrion officinalis; V Sisymbr.) und in der Klasse "Acker- und Gartenunkraut-Gesellschaft" (K Stellarietea mediae; K Stell.).
5. Die Fuchsrote Borstenhirse, Setaria pumila ist ebenfalls schon 2013 auf meiner Dachterrasse aufgetaucht und kommt jedes Jahr wieder. Durch die zunächst gelben, später fuchsroten, am Ährchenstiel entspringenden Borsten lässt sich das Ährengras gut identifizieren.
Die Borstenhirsen gehören zur Unterfamilie der Panicoideae.
Die Fuchsrote Borstenhirse wächst laut Rothmaler 2011 in der Ordnung "Gesellschaft basenarmer, meist saurer Böden"
(O Aperetalia spicae-venti;
O Aper.), vor allem im Verband "Hackfrucht-Gesellschaft oligotropher, saurer Böden" (V Panico-Setarion; V Pan.-Set.), im Verband "Vogelknöterich-Trittrasen" (V Polygonion avicularis; V. Polyg. avic.) und im Verband "Wege-Rauken-Gesellschaften" (V Sisymbrion officinalis; V Sisymbr.).
6. Und auch noch die Blutrote Fingerhirse, Digitaria sanguinalis ist im September 2013 bei mir erschienen. Der Blütenstand besteht aus 3-7 handförmig genäherten Scheinähren, die oft nicht aus einem Punkt entspringen.
Die Fingerhirsen gehören zur Unterfamilie der Panicoideae.
Die Blutrote Fingerhirse wächst laut Rothmaler 2011 im Verband "Hackfrucht-Gesellschaft oligotropher, saurer Böden"
(V Panico-Setarion; V Pan.-Set.), im Verband "Vogelknöterich-Trittrasen" (V Polygonion avicularis; V. Polyg. avic.) und in der Ordnung "Wege-Rauken-Gesellschaft" (V Sisymbrion officinalis; V Sisymbr.).
7. Von Ulrike Plewa habe ich bei einer Nabu-Exkursion erfahren, dass man das Schilfrohr, Phragmites australis von dem ganz ähnlich aussehenden und ebenfalls in großen Beständen vorkommenden Rohr-Glanzgras, Phalaris arundinacea daran unterscheiden kann, dass es anstelle des Blatthäutchen einen silbrigen Haarkranz ausbildet.
Das Gewöhnliche Schilfrohr wächst laut Rothmaler 2011 in der Klasse "Röhrichte und Großseggenriede" (K Phragmitetea australis; K Pragm.), in der Ordnung "Feucht- und Nasswiesen" (O Molinietalia caeruleae; O Mol.), im Verband "Erlenbruchwälder" (V Alnion glutinosae; V Aln.), im Verband "Niedermoor-Gebüsche" (V Salicion cinereae; V Salic. cin.) und in der Klasse "Niedermoor-, Zwischenmoor- und Hochmoorschlenken-Gesellschaft" (K Scheuchzerietalia palustris; K Scheuchz.-Car.)
8. Am 28.04.2020 habe ich ein Gras mit nach Hause gebracht, das in der Nähe meiner Wohnung an einem Gartenzaun gewachsen ist. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es sich um die Taube Trespe, Bromus sterilis, ein Rispengras, handelt. Auf den ersten Blick sieht sie haferartig aus, aber viel zierlicher.
9. Am 03.06.2020 hat an einem Feldrand im Schussental bei Kasernen ein stattliches Gras mit einem riesigen Blütenstand meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Der Blütenstand bildet eine Zickzack-Linie und die einzelnen Ährchen liegen mit der Schmalseite der Achse an. Auffällig auch die langen Grannen der Deckspelzen. Meine Nachforschungen ergaben, das kann nur das Italienische Weidelgras - Lolium multiflorum sein, auch Italienisches Raygras genannt, ein Ährengras, das mir bis jetzt nur dem Namen nach bekannt war.
10. Und nachdem ich jetzt das Italienische Weidelgras an seinem Erscheinungsbild sicher erkennen kann (hoffe ich jedenfalls), kann ich auch das mit ihm verwandte einheimische Deutsche Weidelgras - Lolium perenne, auch Englisches Raygras genannt, sicher identifizieren, denn bei diesem ist diese Zickzack-Linie der Ährenachse fast noch ausgeprägter und die einzelnen Ährchen liegen ebenfallls mit der Schmalseite der Achse an, nur haben die Deckspelzen keine Granne und die Pflanze ist insgesamt kleiner.
12. Im Juni ist mir in Konstanz ein mir bisher völlig unbekanntes Gras aufgefallen, das mit vielen Exemplaren an einem Waldrand stand:
Ich konnte es identifizieren als Brachypodium sylvaticum / Wald-Zwenke, die zu den 100 häufigsten Pflanzenarten Baden-Württembergs gehört und die mit ihrem überhängenden Blütenstand und gehäuftem Auftreten ein ganz charakteristisches Erscheinungsbild bietet. Seit ich sie einmal bewusst wahrgenommen habe, sehe ich sie immer wieder. Bei genauerem Hinsehen zeigen sich mehrere dicht behaarte Knoten an den Halmen:
13. Habe auch versucht den sehr häufig anzutreffenden Rispengräsern näher zu kommen. Allerdings habe ich mit den botanischen Kriterien wie Art der Hüllspelzen und Blatthäutchen bis jetzt noch nichts erreicht, aber vielleicht vorerst einmal mit dem "gesunden Menschenverstand". Wie bei den Gräsern eine Rispe aussieht, weiß ich mittlerweile:
Bei der Gattung "Poa" gibt es ein kleines Exemplar, 3-30 cm hoch, das fast überall wächst und das ganze Jahr über blüht. Das ist dann sehr wahrscheinlich Poa annua / Einjähriges Rispengras. Es soll sich um das am weitesten verbreitete Gras weltweit handeln.