Familie: Doldenblütler - Apiaceae
Laut "Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland, 2011" gibt es weltweit 12 "Kerbel"-Arten; für Deutschland werden dort 4 Arten mit 2 Unterarten beschrieben.
Sebald, Seybold, Philippi, 1992, Bd. 4, S. 238, sprechen von 13 Arten. In Europa kommen 7 Arten vor, in Baden-Württemberg wie in Deutschland insgesamt 4 Arten.
Europäische Pflanze
"Fettwiesenpflanze"
Namen
Englisch: Queen Anne's Lace, Cow Parsley
Französisch: Cerfeuil des prés, Persil sauvage
Italienisch: Cerfoglio selvatico, Cerfoglio dei prato, Antrisco silvestre
Der Wiesen-Kerbel kommt fast in ganz Baden-Württemberg häufig und gemein vor (Sebald/Seybold/Philippi 1992, Bd. 4).
Vorsicht: von den Blättern her besteht Verwechslungsmög-lichkeit mit Hundspetersilie und Geflecktem Schierling und Kälberkropf.
Vom Wiesen-Kerbel gibt es laut Literatur zwei Unterarten, die ich aber nicht kenne.
Der Wiesen-Kerbel ist normalerweise der erste der einheimischen Doldenblütler, der im Frühjahr zum Blühen kommt. Außerdem erkennt man ihn an seinem "gekerbten" Stängel.
Hier sieht man gut den ungefleckt grünen Stängel des Kerbels mit zahlreichen Rinnen (als Eselsbrücke: "Kerben").
Steffen Guido Fleischhauer hat den Wiesen-Kerbel in seine "Kleine Enzyklopädie der essbaren Wildpflanzen" von 2010 aufgenommen.
Rezepte zur gehobenen kulinarischen Verarbeitung des Wiesen-Kerbels findet man in Meret Bisseggers Buch "Meine wilde Pflanzenküche. Bestimmen, Sammeln und Kochen von Wildpflanzen", 6. Aufl. 2013.
Laut Rita Lüder, Grundkurs der Pflanzenbestimmung, 2006, S. 38, handelt es beim Wiesen-Kerbel um eine sogenannte „Zeigerpflanze“: er kommt vor allem auf nährstoffreichen Standorten vor und gilt als „Stickstoffzeiger“.
Eine Beschreibung des Wiesen-Kerbels findet sich bei: Jürgen Feder, 2014.
Originell und sachkundig befasst sich Jürgen Feder in seinem Buch "Feders Kleine Kräuterkunde" von 2017 mit den kulinarischen Möglichkeiten des Wiesen-Kerbels und grenzt ihn vom ähnlich aussehenden, aber giftigen Schierling ab (S.61f).
Eine Beschreibung und schöne Fotos des Wiesen-Kerbels findet man auf der italienischen Seite www.actaplantarum.org und auf der tschechischen Seite www.BioLib.cz und, sogar in deutscher Sprache, auf der finnischen Seite www.luontoportti.com/suomi/de.
Der Wiesen-Kerbel ist laut www.floraweb.de Raupen-Futterpflanze für 3 Falterarten (Eulenfalter).
Ich habe die grünen Samen des Wiesen-Kerbels probiert und festgestellt, dass sie von einer feinen Würze sind und sich in kleinen Mengen sehr gut als Küchengewürz verwenden lassen. Zum Beispiel zu Salat, Gemüse, auf's Butterbrot, zu Käse usw. Hat sehr gut geschmeckt zu mildem Ziegenfrischkäse.
Ursprünglich westasiatische Pflanze
"Kulturpflanze"
Namen
Französisch: Cerfeuil cultivé
Italienisch: Cerfolglio comune
Der Garten-Kerbel ist früher schon mal selten und unbeständig in Oberschwaben vorgekommen (Sebald/Seybold/Philippi 1992, Bd. 4).
Der Garten-Kerbel ist unter dem Namen "cerefolium" die Nummer 70 des Kapitel LXX des Capitulare de Villis von Karl dem Großen.
Der Mönch Walahfried Strabo von der Reichenau schreibt schon in seinem Lehrgedicht "Liber de
Cultura Hortorum" (auch "Hortulus" genannt) aus dem Jahr 827 über den Garten-Kerbel: "Cerefolium"
Auch Hildegard von Bingen (1098 - 1179) hat über die Heilwirkung des Garten-Kerbels geschrieben (siehe Karl Heinz Reger, "Hildegard Medizin. Die natürlichen Kräuterrezepte und Heilverfahren der hl. Hildegard von Bingen", Orbis Verlag 1998).
Sehr umfassend informiert Gernot Katzer im Internet über den Kerbel, besonders auch unter dem Aspekt der Etymologie und internationalen Verwendung inkl. Rezepten: gernot-katzers-spice-pages.com
Originell und sachkundig befasst sich Jürgen Feder in seinem Buch "Feders Kleine Kräuterkunde" von 2017 mit kulinarischen und sonstigen Anwendungen des Garten-Kerbels. Er hat ihn im Märkischen Oderlandreichlich in der Natur gefunden (S. 149f).
Zahlreiche schöne Fotos und Informationen zum Garten-Kerbel findet man auf der tschechischen Seite www.BioLib.cz.
Laut www.floraweb.de liegen für den Garten-Kerbel keine Angaben zur Nutzung durch Schmetterlinge vor.
Hunnius, Pharmazeutisches Wörterbuch, 4. Aufl. 1966:
Ich liebe Kerbel als Küchengewürz und habe immer Wert darauf gelegt, ihn im Garten zu haben.
Ursprünglich südeuropäische Pflanze?
"Unkraut- oder Ruderalpflanze"
Namen
Englisch: Bur Chervil
Französisch: Cerfeuil vulgaire, Anthrisque commun
Italienisch: Cerfoglio lappula, Cerfoglio falsa caucalis, Antrisco falsa caucalis
Spanisch: Ahogagatos, hierba cicutaria
Der Hunds-Kerbel kommt in Oberschwaben nicht vor.
Eine Beschreibung und schöne Fotos des Hunds-Kerbels findet man auf der italienischen Seite www.actaplantarum.org und auf der tschechischen Seite www.BioLib.cz.
Laut www.floraweb.de liegen für den Hunds-Kerbel keine Angaben zur Nutzung durch Schmetterlinge vor.
Jonas Frei hat den Hunds-Kerbel in sein sehr ansprechendes und informatives Buch "Stadtwildpflanzen", 2022, aufgenommen (S. 314).
Blühmonate: Mai-Juni
Standorte: Trockene bis frische Ruderalstellen: Wegränder, Schutt, Lagerplätze; Hecken und Gebüsche, Ackerränder, nährstoffanspruchsvoll
Archäophyt, im Nordwesten Neophyt
Häufigkeit: Im südlichen Sachsen-Anhalt verbreitet, ansonsten zerstreut bis selten, fehlt südlich der Donau
Areal: meridionales bis temperates Europa, nur im ozeanischen Klima vorkommend (Stufe 1-3 auf der 10-stufigen pflanzengeographischen Kontinentalitätsskala). Neophyt in Nordamerika und Neuseeland.
Halbrosettenpflanze, einjährig-überwinternd
Insektenbestäubung, Selbstbestäubung
Klett- und Klebausbreitung der Samen
Zeigerwerte:
Vergesellschaftung: wächst in den Verbänden "Nitrophytische Waldsaum-Ges." (V Alliarion; V Alliar.) und "Wege-Rauken-Ges." (V Sisymbrion officinalis; V Sisymbr.).