Cymbalaria muralis - Mauer-Zimbelkraut

Familie: Wegerichgewächse - Plantaginaceae

Früher: Linaria cymbalaria

              Antirrhinum cymbalaria

Ursprünglich mittel- und südosteuropäisch; gilt laut Floraweb als eingebürgerter Neophyt

"Pionierpflanze", "Neophyt"

Namen

Englisch: Ivy-leaved Toadflax

Französisch: Cymbalaire

Italienisch: Cimbalaria

Laut "Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland, 2011" gibt es weltweit 9 "Cymbalaria"-Arten; für Deutschland wird dort 1 Art beschrieben.

Sebald, Seybold, Philippi und Wörz, 1996, Bd. 5, S. 268, sprechen von ca. 10 Arten, die im Mittelmeergebiet bis Syrien vorkommen. In Europa kommen 7 Arten vor. In Mitteleuropa kommt nur 1 Art vor.

20.06.2010 - Mauer am Bodenseeufer
20.06.2010 - Mauer am Bodenseeufer

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zimbelkraut (Antirrhinum cymbalaria)

 

Niedliche Pflanze, du kleidest der alten Ruine Gemäuer,

rankend hinab und hinauf blühest du einsam für dich.

Sey der Erinnerung Bild, die, der Einsamkeit traute Genossin,

oft des vergangenen Glücks sinkendes Luftschloß, 

umgrünt.

 

Ludwig Bechstein (1801 - 1860),                                      

Die Blumen und das Leben                                      

(veröffentlicht 1827)                                      

Bei der Gedichtsammlung "Die Blumen und das Leben" handelt es sich im ein Blumen-Alphabet. Interessant zu wissen, dass Ludwig Bechstein zunächst Apotheker war.

Symbolisches

Rosemarie Gebauer, eine Diplombiologin, die sich auf botanisch-literarische Zusammenhänge spezialisiert hat, geht in ihrem sehr schön gestalteten  Büchlein  "Jungfer im Grünen und Tausendgüldenkraut. Vom Zauber alter Pflanzennamen" von 2015 in einem eigenen kleinen Kapitel der Frage nach, wie das Mauer-Zimbelkraut zu seinem deutschen und lateinischen Namen gekommen ist und macht dabei auch auf botanische Besonderheiten aufmerksam.

20.06.2010 - Mauer am Bodenseeufer
20.06.2010 - Mauer am Bodenseeufer

Das Mauer-Zimbelkraut gilt in Deutschland als eingebürgerter Neophyt. Es kommt in der südlichen Hälfte Deutschlands verbreitet und im Norden eher zerstreut vor. Es liebt Mauerfugen und Felsspalten.

 

Früher war es bei den Leinkräutern eingeordnet, denen es von der Blüte her sehr gleicht.

 

Hinsichtlich der Blätter besteht.

Verwechslungsmöglichkeit mit dem Efeublättrigen Ehrenpreis.

Das Mauer-Zimbelkraut in der Fachliteratur

Beschreibungen des Mauer-Zimbelkrauts finden sich bei Jürgen Feder, 2014.

Ebenso bei Jürgen Feder 2016 in "Feders fantastische Stadtpflanzen. Neue Entdeckungstouren mit dem Extrembotaniker". Er hat es im alten Frankfurter Westhafen gefunden und weiß, dass es vor ungefähr 200 Jahren bei uns als Steingewächs eingeführt worden ist. Außerdem weiß er, dass die Pflanze "negativ phototrop" ist, d.h. dass sie nicht dem Licht entgegenwächst, sondern einen oberirdischen Bodenspross bildet, der sich immer wieder neu im Untergrund verankert.

Steffen Guido Fleischhauer hat das Mauer-Zimbelkraut in seine "Kleine Enzyklopädie der essbaren Wildpflanzen" von 2010 aufgenommen.

Alexandra-Maria Klein und Julia Krohmer führen das Mauer-Zimbelkraut mit dem Attribut "Zauberhaftes Mauerblümchen" bei ihren Stadtpflanzen auf ("Das wächst in deiner Stadt". S. 100, 2023): früher wurden die Vitamin-C-reichen Blätter ähnlich wie Kresse verwendet.

Eine Beschreibung und schöne Fotos des Mauer-Zimbelkrautsfindet man auf der italienischen Seite www.actaplantarum.org und auf der tschechischen Seite www.BioLib.cz.

Laut www.floraweb.de liegen für das Mauer-Zimbelkraut keine Angaben zur Nutzung durch Schmetterlinge vor.

Jonas Frei hat das Mauer-Zimbelkraut in sein sehr ansprechendes und informatives Buch "Stadtwildpflanzen", 2022, aufgenommen (S. 191). 

09.05.2022 - Weingarten, Kreuzberg, Ölberg-Grotte, eingewachsen mit Mauer-Zimbelkraut:

Zum Mauer-Zimbelkraut habe ich bei Rothmaler, 2011, gefunden:

Blühmonate: Juni bis September

Zierpflanze

Auch mäßig frische (bis feuchte) Mauerfugen (besonders alte Bauwerke) und Felsspalten, kalkstet 

Neophyt

Häufigkeit: 

Areal: submeridional/montanes bis temperates Europa, nur im gemäßigt ozeanischen Klima vorkommend (Stufe 3 auf der 10-stufigen pflanzengeographischen Kontinentalitätsskala). Neophyt im meridional/montanen bis temperaten Europa und Amerika in den Kontinentalitätsstufen 1-3 auf der 10-stufigen pflanzengeographischen Kontinentalitätsskala.

Immergrün

Rosettenlos

Hemikryptophyt: Überdauerungsknospen in Höhe der Erdoberfläche

Sommerannuell bis kurzlebige Staude

Insektenbestäubung: Bienen; Selbstbestäubung

Selbstausbreitung der Samen: Früchte werden in Spalten gesteckt

Dunkelkeimer

Zeigerwerte: 

Vergesellschaftung: wächst gern im Verband "Kalkfelsspalten und Mauerfugen-Ges." (V Potentillion caulescentis; V Potent. caul.).

29.02.2024 - Am Bodenseeufer bei Wasserburg
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10.04.2024 - Bahnhof Ravensburg, an einem häufig befahrenen Gleis
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28.08.2024 - Ostia Antica
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Aus dem Herbarium von Dr. Wolf von Thun, Herbolzheim: