Familie: Rosengewächse/Apfelartige - Rosaceae/Maloideae
"Kulturpflanze"
Laut "Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland, 2011" gibt es weltweit 20 "Birne"-Arten; für Deutschland werden dort 2 Arten beschrieben.
Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.
Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,
Ein Birnbaum in seinem Garten stand,
Und kam die goldene Herbsteszeit,
Und die Birnen leuchteten weit und breit,
Da stopfte, wenn's Mittag vom Thurme scholl,
Der von Ribbeck sich beide Taschen voll,
Und kam in Pantinen ein Junge daher,
So rief er: "Junge, wist' ne Beer?"
Und kam ein Mädel, so rief er: "Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick hebb' ne Birn."
So ging es viel Jahre, bis lobesam
Der von Ribbeck auf Ribbeck zu sterben kam.
Er fühlte sein Ende. 's war Herbsteszeit,
Wieder lachten die Birnen weit und breit,
Da sagte von Ribbeck: " ich scheide nun ab.
Legt mir eine Birne mit in's Grab."
Und drei Tage drauf, aus dem Doppeldachhaus,
Trugen von Ribbeck sie hinaus,
Alle Bauern und Büdner, mit Feiergesicht
Sangen "Jesus meine Zuversicht"
Und die Kinder klagten, das Herze schwer,
"He is dod nu. Wer giwt uns nu 'ne Beer?"
So klagten die Kinder. Das war nicht recht,
Ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht,
Der n e u e freilich, der knausert und spart,
Hält Park und Birnbaum strenge verwahrt,
Aber der a l t e, vorahnend schon
und voll Mißtraun gegen den eigenen Sohn,
Der wußte genau, was damals er that,
Als um eine Birn' in's Grab er bat,
Und im dritten Jahr, aus dem stillen Haus
Ein Birnbaumsprößling sproßt heraus.
Und die Jahre gehen wohl auf und ab,
Längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab,
Und in der goldenen Herbsteszeit
Leuchtet's wieder weit und breit.
Und kommt ein Jung' über'n Kirchhof her,
So flüstert's im Baume: "wiste ne Beer?"
Und kommt ein Mädel, so flüstert's: "Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick gew' Di 'ne Birn."
So spendet Segen noch immer die Hand
Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.
Theodor Fontane
Die Birnen haben bei Marianne Beuchert in "Symbolik der Pflanzen" ein eigenes Kapitel (S. 41-43).
Rosemarie Gebauer, eine Diplombiologin, die sich auf botanisch-literarische Zusammenhänge spezialisiert hat, befasst sich in ihrem sehr schön gestalteten Büchlein „Sammelnüsschen und Panzerbeeren. Von Apfelbaum bis Zitrusfrucht“ damit, welche Rolle die bei uns bekannten und beliebten Früchte in unserer Vergangenheit und in der Welt der Dichter und Maler, der Märchen und Sagen spielen. Dabei erklärt sie auch ihre verschiedenen Namen und außerdem auf sehr anschauliche Weise ihre botanischen Besonderheiten.
Den Birnen widmet sie dabei ein eigenes Kapitel.
Hälfte des Lebens
Mit gelben Birnen hänget
Und voll mit wilden Rosen
Das Land in den See,
Ihr holden Schwäne,
Und trunken von Küssen
Tunkt ihr das Haupt
Ins heilignüchterne Wasser.
Weh mir, wo nehm ich, wenn
Es Winter ist, die Blumen, und wo
Den Sonnenschein
Und Schatten der Erde?
Die Mauern stehn
Sprachlos und kalt, im Winde
Klirren die Fahnen.
Friedrich Hölderlin
Die Kultur-Birne ist unter dem Namen "pirarios" die Nummer 75 des Kapitel LXX des Capitulare de Villis von Karl dem Großen.
Der Kultur-Birne ist im "Ärztebuch der Heilkraft unserer Lebensmittel" von Selene Yeager u.a. (1998) ein eigenes Kapitel gewidmet: "Birnen. Frucht gegen das Cholesterin. Heilwirkung: Senken den Cholesterinspiegel. Verbessern die Merk- und Denkfähigkeit, Stärken die Knochen. Fördern die Verdauung. Senken das Infektionsrisiko" (S. 82).
Steffen Guido Fleischhauer hat die Birnen in seine "Kleine Enzyklopädie der essbaren Wildpflanzen" von 2010 aufgenommen.
Claudia Ritter trägt in ihrem Buch "Heimische Nahrungspflanzen als Heilmittel. Gemüse, Früchte und Getreide - von Ackerbohne bis Zwiebel Pflanzenkunde, Heilanwendungen und Rezepte" von 2013 Wissenswertes über die Birne zusammen.
Eine Beschreibung und schöne Fotos der Kultur-Birne findet man auf der italienischen Seite www.actaplantarum.org und auf der tschechischen Seite www.BioLib.cz.
Christian Rätsch beschreibt die Birne in seinem Buch "Heilpflanzen der Antike. Mythologie, Heilkunst und Anwendung" von 2015.
Fremdländische Pflanze; Heimat: Kleinasien, Kaukasus, Iran
Zahlreiche schöne Fotos und Informationen zur Weidenblättrigen Birne findet man auf der tschechischen Seite www.BioLib.cz.