Familie: Ölbaumgewächse - Oleaceae
Stammt aus Südosteuropa
"Kulturpflanze"
Namen
Französisch: Lilas
Italienisch: Serenella, Lillà
Schwäbisch: Zirenga
"Staatsblume" des US-Bundesstaats New Hampshire (lt. Wikipedia)
Laut "Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland, 2011" gibt es weltweit 20 Flieder-Arten; für Deutschland wird dort 1 Art beschrieben.
Weißer Flieder
Naß war der Tag - die schwarzen Schnecken krochen,
Doch als die Nacht schlich durch die Gärten her,
Da war der weiße Flieder aufgebrochen,
Und über alle Mauern hing er schwer.
Und über alle Mauern tropften leise
Von bleichen Trauben Perlen groß und klar,
Und war ein Duften rings, durch das die Weise
Der Nachtigall wie Gold geflochten war.
Börries von Münchhausen
Rosemarie Gebauer, eine Diplombiologin, die sich auf botanisch-literarische Zusammenhänge spezialisiert hat, befasst sich in ihrem sehr schön gestalteten Büchlein “Frau Haselin und Drecksäck. Die wunderbare Welt unserer Bäume und Sträucher“ von 2016 damit, welche Rolle bestimmte Bäume und Sträucher in unserer Vergangenheit und in der Welt der Dichter und Maler, der Märchen und Sagen spielen. Dabei erklärt sie auch ihre verschiedenen Namen und außerdem auf anschauliche Weise botanische Besonderheiten.
Dem Flieder widmet sie darin ein eigenes Kapitel.
Dem Flieder ist in dem zauberhaften Buch "Sprechende Blumen. Ein ABC der Pflanzensprache" von Isabel Kranz (Naturkunden Nr. 11, 2. Aufl. 2016) ist den Chrysanthemen ein eigenes Kapitel gewidmet.
Der Flieder wurde von Basilius Besler für sein 1613 veröffentliches Buch "Hortus Eystettensis", ein Dokument des berühmten Gartens von Eichstätt, nach der Natur in Kupfer gestochen (Tafel 1).
Die berühmte französische Schriftstellerin Colette hat in "Mein literarischer Garten" von 2020 (im Original: "Pour un herbier", Lausanne 1948) liebevolle Pflanzenportraits verfasst. Über den Flieder schreibt sie sehr amüsant im Kapitel "Von allerlei Gerüchen". Das Büchlein ist wunderschön gestaltet, u.a. auch mit Abbildungen einiger Kupferstiche der Maria Sybilla Merian.
Frühling
Die Vögel jubeln - lichtgeweckt-,
die blauen Weiten füllt der Schall aus;
im Kaiserpark das alte Ballhaus
ist ganz mit Blüten überdeckt.
Die Sonne schreibt sich hoffnungsvoll
ins junge Gras mit großen Lettern.
Nur dorten unter welken Blättern
seufzt traurig noch ein Steinapoll.
Da naht ein Lüftchen, fegt im Tanz
hinweg das gelbe Blattgeranke
und legt um seine Stirn, die blanke,
den blauenden Syringenkranz.
Rainer Maria Rilke
ROTKEHLCHEN auf dem Zweige hupft -
wipp, wipp! -,
Hat sich ein Beerlein abgezupft -
knipp, knipp! -,
Läßt sich zum klaren Bach hernieder,
Tunkt 's Schnäblein ein und hebt es wieder -
stipp, stipp, nipp, nipp! -
Und schwingt sich wieder in den Flieder.
Es singt und piepst ganz allerliebst -
zipp, zipp, zipp, zipp, trili! -
Sich seine Abendmelodie,
Steckt 's Köpfchen dann ins Federkleid
Und schlummert bis zur Morgenzeit.
Wilhelm Busch
Flieder (Syringa vulgaris)
Siehst du die Laube dort, voll weißer und blaulicher
Blüthen,
Duft umweht, und es singt Nachtigall friedlich darauf?
Siehst du den Vater darin, die Mutter, und fröhliche Kinder?
Flieder, dich wähl' ich zum Bild holden Familienglücks.
Ludwig Bechstein (1801 - 1860),
Die Blumen und das Leben
(veröffentlicht 1827 in Idunna. Jugend-Zeitung für Schule, Haus und Welt)
Bei der Gedichtsammlung "Die Blumen und das Leben" handelt es sich im ein Blumen-Alphabet. Interessant zu wissen, dass Ludwig Bechstein zunächst Apotheker war.
Von Gerlinde Sauter, Jahrgang 1929 weiß ich, dass Im Schwäbischen der Flieder früher auch "Siringa" genannt wurde.
Zahlreiche schöne Fotos und Informationen zum Flieder findet man auf der tschechischen Seite www.BioLib.cz.
Der Flieder wird auf der Homepage des Botanischen Gartens der Universität Rostock im Monat Mai 2022 sehr schön als Pflanze des Monats beschrieben, siehe www.garten.uni-rostock.de
Hunnius, Pharmazeutisches Wörterbuch, 4. Aufl. 1966:
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