Veratrum spec. - Germer-Arten

Familie: Einbeerengewächse - Melanthiaceae (früher: Liliengewächse - Liliaceae)

Laut "Rothmaler, Exkursionsflora von Deutschland, 2011" gibt es weltweit 50 Germer-Arten; für Deutschland wird dort 1 Art mit 2 Unterarten beschrieben.

 

Sebald, Seybold, Philippi und Wörz, 1998, Bd. 7, S. 98, sprechen bei eng gefasstem Artbegriff von etwa 45 Arten, bei weiter Fassung von 20 Arten, die in der nördlich gemäßigten Zone von Europa, Asien und Nordamerika weit  verbreitet ist mit Schwerpunkt in Ostasien und im westlichen Nordamerika. In Europa kommen 2 Arten vor. In Baden-Württemberg kommt nur 1 Art vor. Der Germer wird hier auch noch zu den Liliengewächsen gestellt.

Veratrum album - Weißer Germer

Eurosibirische Pflanze

"Bergpflanze"

Der Weiße Germer ist stark giftig!

Den Weißen Germer gibt es in 2 Unterarten, deren Abgrenzung  und genaue Verbreitung laut Rothmaler, 2011, noch nicht geklärt ist.

Hinsichtlich der Blätter besteht Verwechslungsgefahr mit dem Gelben Enzian besonders im blütenlosen Zustand.

Veratrum album ssp. album
Veratrum album ssp. album
Veratrum album ssp. lobelianum
Veratrum album ssp. lobelianum

Der Weiße Germer in der Fachliteratur

Der Weiße Germer hat im Lehrbuch der biologischen Heilmittel" (Bd. 11) von Gerhard Madaus (1938) ein eigenes Kapitel.

Beschreibungen des Weißen Germers finden sich bei: Paula Kohlhaupt, 1967 Band 1.

Der Apotheker Mannfried Pahlow beschreibt in seinem interessanten Werk "Das große Buch der Heilpflanzen. Gesund durch die Heilkräfte der Natur",  2001, S. 241, Inhaltsstoffe und Wirkung des Weißen Germers, bei ihm als "Nieswurz" bezeichnet, und warnt dringend vor jeder Anwendung, da es sich um eine tödlich giftige Pflanze handelt. Bereits die Einnahme von 2 Gramm der Pflanze kann zum Tod führen. Die Nieswurz war in sehr geringer Dosierung Bestandteil des Schneeberger-Schnupftabaks. Sein Konsum in kleinen Mengen ist nach Apotheker Pahlow unbedenklich.

Christian Rätsch beschreibt den weißen Germer in seinem Buch "Heilpflanzen der Antike. Mythologie, Heilkunst und Anwendung" von 2015 im Kapitel "Nieswurz".

Eine ausführliche Monographie hat der Weiße Germer in der "Enzyklopädie der Psychoaktiven Pflanzen. Botanik, Ethnopharmakologie und Anwendungen" von Christian Rätsch, AT-Verlag 2007

Weitere Fotos und Information zum Weißen Germer findet man auf der tschechischen Seite www.BioLib.cz und, sogar in deutscher Sprache, auf der finnischen Seite www.luontoportti.com/suomi/de. 

Über den Weißen Germer gibt es auf der Seite www.giftpflanzen.com von B. Bös ein eigenes Kapitel.

 

Hunnius, 1966

Rhizoma Veratri, Germerwurzel (DAB 6, Deutsches Arzneibuch 6): wegen der hohen Giftigkeit wurde die Droge schon damals kaum mehr verwendet

HOM (Homöopathisches Arzneibuch):  "Veratrum" (der getrocknete Wurzelstock)

Schneeberger-Schnupftabak

Zum Weißen Germer habe ich bei Rothmaler, 2011, gefunden:

Blühmonate: Juni bis August

Standorte: Alpine bis subalpine frische bis nasse Hochstaudenfluren, Weiden, Viehläger, in tieferen Lagen in Nasswiesen, wechselfrischen Halbtrockenrasen, lichten Auen- und Bruchwäldern, kalkhold

Häufigkeit: kommt verbreitet in der oberen Hochebene der bayerischen Alpen vor, zerstreut in SO-Baden-Württemberg: Alpenvorland und Jura, selten im Bayerischen Wald, Neophyt im Schwarzwald

Areal: submeridionales/subalpines Eurasien bis (Westamerika), sowohl im ozeanischen als auch im schwach kontinentalen Klima vorkommend (Stufe 2-6 auf der 10-stufigen pflanzengeographischen Kontinentalitätsskala). 

Sommergrün

Rosettenlos

Hemikryptophyt: Überdauerungsknospen in Höhe der Erdoberfläche

Staude

Rhizom

Insektenbestäubung: Fliegen, Käfer

Vormännlichkeit: die Staubblätter geben den Pollen ab, bevor die Narbe der Blüte oder der Blüten des Blütenstandes) belegt werden kann, dadurch wird Fremdbestäubung erreicht

Stoßausbreitung

Wintersteher

Kältekeimer

Zeigerwerte: 

Vergesellschaftung: wächst gern im Verband "Alpine und subalpine Lägerfluren" (V Rumicion alpini; V Rum. alp.), in der Ordnung "Hochmontane bis subalpine Hochstaudenfluren" (O Adenostyletalia; O Adenost.) sowie in den Verbänden "Wechselfeuchte Pfeifengraswiesen" (V Molinion caeruleae; V Mol.), "Eutrophe Nasswiesen" (V Calthion palustris; V Calth.), "Submediterrane Kalk-Halbtrockenrasen" (V Mesobromion; V Mesobrom.) und "Erlenbruchwälder" (V Alnion glutinosae; V Aln.).

Giftig!!

Verwendung: früher Heilpflanze

Veratrum album ssp. album - "Weißer Germer"

Diese Art scheint die "Gebirgsversion" des Weißen Germers zu sein.

29.06.2024 - Steiermark, Planai
29.06.2024 - Steiermark, Planai
28.06.2024 - Steiermark, Schladming, Planai
28.06.2024 - Steiermark, Schladming, Planai
28.06.2024 - Steiermark, Schladming, Planai
28.06.2024 - Steiermark, Schladming, Planai
28.06.2024 - Steiermark, Schladming, Planai,
28.06.2024 - Steiermark, Schladming, Planai,

Veratrum album ssp. lobelianum - "Grünlicher Germer"

Laut Sebald, Seybold, Philippi und Wörz, 1998, Bd. 7, S. 98, kommt in Baden Württemberg der Weiße Germer nur in dieser Unterart vor.

Dem  Weißen Germer bin ich schon oft begegnet. Er ist eine häufige Alpenpflanze und wächst auch im Alpenvorland.  Mein fotografiertes Exemplar stammt aus dem Innerfragant in den Hohen Tauern (Kärnten). 

01.09.2011 - Innerfragant, Naturpark Hohe Tauern, Kärnten
01.09.2011 - Innerfragant, Naturpark Hohe Tauern, Kärnten

 

 

 

01.09.2011 - Innerfragant, Naturpark Hohe Tauern, Kärnten
01.09.2011 - Innerfragant, Naturpark Hohe Tauern, Kärnten

Hier kann man gut die Wechselständigkeit der Blätter erkennen, wodurch sich der Germer von ähnlich aussehenden Enzian-Arten unterscheidet. Beim Enzian sind die Blätter immer gegenständig angeordnet:

30.08.2011 - Innerfragant, Naturpark Hohe Tauern, Kärnten
30.08.2011 - Innerfragant, Naturpark Hohe Tauern, Kärnten
31.08.2011 - Innerfragant, Naturpark Hohe Tauern, Kärnten
31.08.2011 - Innerfragant, Naturpark Hohe Tauern, Kärnten

Veratrum nigrum - Schwarzer Germer

Bei Floraweb und bei Rothmaler, 2011, finden sich keine Angaben zum Schwarzen Germer.

Osteuropäisch-asiatische Pflanze

"Waldpflanze"

Namen

Englisch: False Hellebore, Black Veratrum

Französisch: Vératre noir

Italienisch: Veratro nero

Der Schwarze Germer ist stark giftig!

Der Schwarze Germer kommt in Deutschland nur als Zierpflanze vor.

10.08.2023 - Botanischer Garten Frankfurt am Main
10.08.2023 - Botanischer Garten Frankfurt am Main

Der Schwarze Germer in der Fachliteratur

Weitere Fotos zum Schwarzen Germer findet man auf der tschechischen Seite www.BioLib.cz.

02.07.2023 - Botanischer Garten Universität Heidelberg
02.07.2023 - Botanischer Garten Universität Heidelberg
02.07.2023 - Botanischer Garten Universität Heidelberg
02.07.2023 - Botanischer Garten Universität Heidelberg
03.05.2010 - Apothekergarten Leipzig
03.05.2010 - Apothekergarten Leipzig